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Schokolade

next09: Die next(e) bitte!

Veröffentlicht in Apple & Co, Gesellschaft, Internet, Kultur, Medien, Mobilität, Technologie | 07. Mai 2009 | 00:34:55 | Dirk Kirchberg

Die next09 in Hamburg hat mich überrascht. Nachdem ich letzten Jahr auch schon dabei war, die Konferenz mir damals aber eher wie ein Web-Einführungsseminar für Werbeagenturen vorkam – und ich so genervt war, dass ich die 08er Ausgabe nicht einmal verreißen wollte –, hat mich die next in diesem Jahr überzeugt. Und das lag nicht nicht nur an Jeff Jarvis, mit dem ich ein kleines Interview geführt habe.

Aber fangen wir am Anfang an, shall we? Nachdem 2008 die next noch nahe der Hafencity stattfand, tagte man diesmal im [k]ampnagel. Auch wenn die 2008er Location heller war, fand ich die Lagerhallenoptik angesichts der derzeitigen Krise recht passend. Zumal man sich hier nicht so sehr verlaufen konnte und alle immer durch die Hauptlobby mussten. Hatte man also mal jemanden verloren – spätestens hier fand man ihn oder sie wieder.

Hier warteten allerlei Leckereien auf die tagende Meute. Kaffee, Kuchen, Croissants – hier gab es so ziemlich alles, was einen über die kleinen Hänger bei einer solchen Konferenz hinweghelfen. Besonders positiv fiel mir der absolut tadellose Service auf. Die Damen und Herren, die schattenhaft unauffällig durch die Halle huschten, waren immer zur Stelle, wenn man etwa gerade ein leeres Glas abstellen wollte. Vielen Dank, das war wirklich klasse!

Die große Halle war Treffpunkt und Diskussionsraum. Überall standen und saßen Teilnehmer, Sprecher, Spnsoren und Pressefuzzis. Die Luft schien manchmal ein wenig zu vibrieren. alle waren sich einig, dass Diskussion heute wichtiger denn je ist. Schließlich erleben wir gerade eine der einschneidendsten, wenn nicht sogar die einschneidendste Medienrevolution. In obigem Bild ist übrigens ein Lobo versteckt… 😉

Die Keynote hielt dann vor vollen Rängen Jeff Jarvis, der jüngst sein Buch What Would Google Do? vorgestellt hat, das die Café-Leseempfehlung (am besten auf Englisch) des Monats ist! Jarvis packte das Publikum und verblüffte mit Anekdoten und treffenden Vergleichen. Auch nahm er sofort eingedenk seiner eigenen Thesen den Kontakt mit den Zuhörern auf und forderte Interaktion. Der Mann weiß nicht nur, wovon er redet – er hat auch Entertainerqualitäten.

Etwas sachlicher, aber nicht weniger spannend war der Vortrag von Umair Haque vom Havas Media Lab. Haque und Jarvis trafen bei einem zweiten Panel dann nochmals aufeinander und kreuzten die verbalen Schwerter. Dieses wunderbar kurzweilige Scharmützel gehörte sicher zu den Highlights der diesjährigen next.

Andrew Keen, ausgewiesener Internet-Kritiker, dagegen bewies sanguinische Qualitäten, als er zu einer Generalverurteilung ansetzte, die sehr erheiternd, aber für mich auch ziemlich nachrichtenfrei und sogar widersprüchlich daherkam. Keen, der auch schon gegen Wikipedia gepöbelt hat, wird seine Thesen aber sicher in seinem derzeit entstehenden Buch deutlicher darlegen. Vielleicht das Thema der next10? Wir werden sehen. Wobei sich Keen, der konstatierte, er wisse nicht, wie man einen Computer bediene, als Twitter-Fan outete. Hier würden Gemeinschaften entstehen. Merkwürdig, und ich dachte, diese Gemeinschaften wären eben noch die Stümper gewesen, die Du verteufelst, Andrew?

Wo wir gerade bei Net-Communities sind, kann ich mir diesen kleinen fotografischen Seitenhieb auf den Stand der Webciety verkneifen, der eher Keens Kritik in die Karten spielen dürfte. 😉

Zwischen den Panels konnte man sich natürlich ausruhen und gegebenenfalls stärken mit einem Kaffee aus der ersten twitternden Kaffeemaschine. Warum eine Kaffeemaschine twittert, fragt Ihr? Weil es geht, ist doch klar. Auf den Kaffee aus dem Vollautomaten habe ich aus Rücksicht auf meinen Magen  dann doch lieber verzichtet.

Bei Sevenload konnte man dann gemütlich abschimmeln. Selbst so mancher Anzugträger ließ sich reissackartig in die überdimensionalen Kissen fallen und entspannte ein wenig.

Über das Internet konnte ich übrigens überhaupt nicht meckern. Das WLAN funktionierte, und im Pressebereich war an jedem Tisch mindestens ein Ethernetkabel vorhanden. Und so viele Steckdosen habe ich noch nie auf einer Konferenz gesehen. Chapeau! Hört Ihr das, re:pulica, mbc, BarCamps und Co.? 😉

pickiHH, mspro und bosch von Twitkrit mühten sich redlich, das doch etwas corporatesteife Publikum mit ihrer Twitterlesung aufzulockern, was allerdings nicht so recht gelingen wollte. Die Tweets, die die drei ausgesucht hatten, gehören sicher zu den Perlen, die bei Twitter entstehen. Ein Problem mag aber bei einer solchen Vorlese-Mitlese-Aktion sein, dass man in etwa einen Witz erklärt und dann nochmals auf neue Lacher hofft. In der ersten Reihe amüsierten sich aber dennoch einige Twitterheads köstlich und kompensieren das Klatschmanko der Krawattenträger.

Einer dieser entfesselten Lachenden war Thomas Knüwer, dem ich an dieser Stelle eine Botschaft überbringen möchte: Thomas, Rhabarberschorle mag ja wirklich das neue Club Mate sein, aber diese rosafarbene Plörre schmeckt in etwa so gut wie ausgekochte Spargelschale… 😉

Womit wir zum Höhepunkt dieses kleinen Konferenzberichts kommen: Mein Interview mit Jeff Jarvis. Jeff ist ein sehr sympathischer und angenehmer Gesprächspartner. Es war so ein entspanntes und gleichzeitig spannendes Gespräch, dass wir statt der geplanten Viertelstunde glatt eine halbe Stunde plauschten. An dieser Stelle also vielen Dank, Jeff, es war mir ein Vergnügen. Aber jetzt hat das letzte Wort: Jeff Jarvis.

P.S. Auch einen herzlichen Dank an das Orga-Team der next09, das war eine tolle Konferenz! Ich komme im nächsten Jahr gern wieder.

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8 Antworten zu “next09: Die next(e) bitte!”

  1. 07. Mai 2009 um 00:51:12 | Twitted by Kirchberg sagt:

    […] This post was Twitted by Kirchberg – Real-url.org […]

  2. 07. Mai 2009 um 08:55:14 | Wortfeld » Tag zwei | Eindrücke von den Panels auf der next09. sagt:

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